unverarschbar

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Unverarschbar

Ben ist Musiker mit Leib und Seele – und war bislang ganz zufrieden mit sich und der Welt. Im Augenblick jedoch meint sie es nicht sonderlich gut mit ihm: Seine Freundin hat ihn verlassen, und seine Band SERVOKINGS hat sich nach sieben gemeinsamen Jahren aufgelöst. Pünktlich dazu ist Ben gerade auch noch dreißig geworden…
So langsam macht er sich Gedanken. Vor allem darüber, wie es stetig den Bach runter geht, mit dem Showgeschäft. Ben ist sich sicher: der Untergang der abendländischen Musikkultur steht kurz bevor. Um ihn aufzuhalten, bleibt nur die musikalische Selbstjustiz. Nach ersten zaghaften Sabotage-Aktionen sieht sich Ben überraschend der Galionsfigur des schlechten Geschmacks gegenüber: Janine Paffrath, dem singenden Soapsternchen. Der Moment scheint gekommen, ihr endlich mal so richtig die Meinung zu geigen …

Das Buch erschien 2007, 2009 das Hörbuch gelesen von SASHA mit dem Martell dann zweimal auf ausverkaufter Lesetour mit Musik ( Hallo*Erde ) war.

Leseplakat Video einer Lesung

„Und am Ende freuten sich alle: Die Indie- und Pop-, Literatur- und Sasha-Fans!“
Stadtanzeiger Köln


Ausschnitt aus dem Roman unverarschbar

Old Frank hat sich nicht lumpen lassen und für dreißig Personen provenzalische Hähnchenschenkel gezaubert. Ben geniert sich etwas mit seinen mitgebrachten Chipstüten. Egal. Der Champagner tut seine Wirkung, Sprachbarrieren werden eingerissen, die Schenkel schmecken einen Hammer, und schon kommt Ben mit Birte ins Gespräch. Nach seiner Schätzung ist sie Mitte zwanzig, und ihm gefällt besonders an ihr, wie sie ihre langen, blonden Haare mit schmalen Fingern beiläufig aus ihrem Gesicht streicht, während sie mit ihm redet. Ihr hellblauer, irrsinnig flauschig aussehender Pulli, schmiegt sich äußerst ansprechend um ihre BH-losen Brüste. Sie ist, wie Ben gerade erfährt, erst unlängst aus Norddeutschland nach Köln gezogen.
„Köln ist wirklich die einzige echte Alternative zu Berlin“, schreit sie ihm ins Ohr, denn die Musik ist brüllend laut.
„Hamburg vielleicht noch“, sagt er, „aber da ist immer so schlechtes Wetter.“ Keine Frage, Birte kommt extrem geschmeidig rüber, und Ben legt sich für seine Verhältnisse richtig ins Zeug. Bislang war er immer mit Mädchen zusammen, die ihn angemacht oder aufgegabelt haben, und er würde von sich sagen, daß er eigentlich gar keine Ahnung hat, wie man Mädchen klarmacht. Aber in seiner heutigen apokalyptischen Alles-Egal-Stimmung macht er auf Birte einen umwerfend coolen Eindruck, und er merkt und genießt das. Er bekommt richtiggehend gute Laune, wenn da nicht dieser nervige Sound wäre.
„So eine Scheißmusik!“ sagt er zu Birte.
Sie fragt nur: „Welche Musik?“
„Na, was hier gerade so läuft.“
„Hab gar nicht zugehört.“
„Ich muß immer hinhören. Ich kann gar nicht anders.“
„Ist doch egal.“
„Mir nicht! Was hörst du denn gerne für ‘n Sound?“
Birte denkt einen Moment nach. Dabei schaut sie nach oben und preßt ihre Lippen zusammen, wobei auf ihren Wangen zwei bezaubernde Grübchen entstehen. „Ach, alles querbeet.“ Ben denkt bereits: Auweia, das sind mir die liebsten, da gibt sich Birte selbst den Gnadenstoß: „Im Moment hör ich ganz gerne die Best of Modern Talking. Danke für dieses Gespräch. Das war’s. Schade, Birte machte bis dahin auf Ben einen ganz vielversprechenden Eindruck. Aber diese Ansage entzieht ihm schlagartig die Basis weiterer Kommunikation. Alle Mädchen, die er bis dahin näher kannte, hatten einen exquisiten Musikgeschmack. Steffi war die härteste Punkrock-Expertin unter der Sonne, und Tine, seine Exfreundin, hatte er auf einem Konzert seiner eigenen Band, den SERVOKINGS, kennengelernt. Es gibt also durchaus Frauen mit passablem Musikgeschmack auf der Welt, denkt er bei sich und murmelt in Birtes Richtung: „Ich kümmer mich jetzt mal um bessere Musik“.Er läßt sie ratlos zurück und geht ins Wohnzimmer, wo er eine Zeitlang das Treiben auf der durch weggerückte Stühle entstandenen Tanzfläche beobachtet. Eine bunte Mischung verschiedener Spezies bewegt sich auf Socken zu Dr. Motte, denn man war angehalten, sich im Flur die Schuhe auszuziehen. Hemdsärmelige Normalos, die sich ärgern, daß es damals in der Tanzschule noch kein Techno gab, Kinder alleinerziehender Mütter, Kölschrocker und vereinzelt alternativ gewandete Ausdruckstänzer (kaum zu glauben, es gibt sie immer noch!). Ben lehnt im Türrahmen und sieht sich nach dem DJ, respektive den Plattentellern um. Fehlanzeige. Quelle der geschmacklosen Musik ist ein stark nach BWL-Student aussehender junger Mann, der feist auf einem Ledersessel sitzt und mit einem Laptop auf dem Schoß gnadenlos die Top 40 der letzten Jahre rauf- und runternudelt. Stilloser kann die Welt nicht untergehen, läßt es Ben erschaudern, und er verläßt, einem plötzlichen Impuls folgend, die Party. Im Hausflur sucht er den Sicherungskasten. Mit Umlegen eines einzigen Schalters gehen alle Lichter aus, und das morbide Treiben findet ein jähes Ende. Die gräßliche Musik verstummt, und man hört teils heiter überraschte, teils panische Schreie aus der stockfinsteren Wohnung. Ben muß unwillkürlich an die letzten Minuten der Titanic denken. Irgendwie ist er ein bißchen stolz auf sich und nimmt sich für das anbrechende Jahr nur eines vor: In Sachen Musik wird er in Zukunft keine Kompromisse mehr machen!

Presse

„UNVERARSCHBAR  hat einen großen Fehler, ich habe es nicht selber geschrieben, was daran liegt, das Martell Beigang über dieses Thema einfach besser schreiben kann. Etwas neidisch muss ich es leider jedem empfehlen, der den Glauben an die Musik und großen Spaß noch nicht verloren hat.“
Michael Gantenberg

„Ein bis in die letzte Ecke völlig unverkrampftes, tiefsinnig situationskomisches Buch, das den Beweis für die Lebendigkeit der jungen deutschen Literatur ist und außerdem durch den Vortrag Grenzen überschreitet.
Faz.net

„Mit lakonischem Humor beschreibt Beigang den alltäglichen Wahnsinn des aktuellen Musikgeschäftes und trifft dabei den Nerv einer Zeit, in der ganz Deutschland Superstar werden will…“
Melodie & Rhythmus

„Es gibt sie noch, die genialen Wortschöpfungen, die man liebend gern selbst erfunden hätte oder bei deren Auftauchen man sich wundert, daß sie nicht schon viel früher die Wortlandschaft bereicherten. „Unverarschbar“ ist so eines, ein „Eyecatcher“, ein Glücksbringer, grotesk, lustig, kultig…
Das Buch geht dann auch runter wie Öl. Und es hat einen coolen Schluß. „Unverarschbar“ hat auf jeden Fall das Zeug zum Kult und zu einer Fortsetzung. Es sollte, wie beispielsweise „The Manual“ von KLF, zur Pflichtlektüre avancieren- vom Musikern und Musikhörern gleichermaßen, denn im Endeffekt empfinde ich Beigangs Buch als eine sehr geschickt verpackte Kritik am Konsumenten. Den Popstars, die hier so schön ihr Fett abbekommen, müßte man allerdings ein Hörbuch machen, weil die ja mittlerweile nicht mal mehr lesen können.“
Thomas Manegold     subkultur.de

„Kommt Spitze!“
Piet Klocke

„Die Typen, die Musik, die Mädchen, die Parties, bei „unverarschbar“ taucht man ganz tief ein in die Untiefen des Musikgeschäftes. Dazu trägt nicht zuletzt der durchgängig authentische Szenejargon bei, den Beigang gnadenlos gut beherrscht. Endlich mal was neues.“
Synthetics

„unverarschbar ist ein unterhaltsames, rasantes und mit studentisch-anarchischem Witz geschriebenes Buch!“
Kölner Illustrierte

„Martell Beigang schickt seinen Unglücksraben Ben durch den grauen Großstadtwinter… das ist wirklich amüsant!“
 Jan Drees

„Man muss Beigang Respekt zollen für seine Authentizität, seine Ehrlichkeit, seinen Erfahrungsschatz und den Furor, mit dem er die Ungerechtigkeiten des Popzirkus beim Namen nennt“
satt.org

„Martell Beigangs Debut liest sich höchst amüsant, zumal der „Dick Brave & the Backbeats“-Schlagzeuger weiß, wovon er spricht: Mit spitzer Feder piekst er ins Musikbusiness und erzählt mit trockenem Humor und Szene-Jargon sehr authentisch die Geschichte von „Mucker“ Ben, der nach einigen Schicksalsschlägen beginnt, musikalische Selbstjustiz zu praktizieren.“
Nordwest Zeitung

„Beigang liest seinen Text mit hoher Überzeugungskraft und trotzdem locker!“
Rheinische Post

„Musiker sein heißt „unverarschbar“ zu sein!“
030 Magazin Berlin