Zu Gast im eigenen Leben
Ein Leben ohne Musik – für Musiker Ben undenkbar. Doch momentan hat er die Nase gestrichen voll. Nicht von der Musik, sondern von dem ganzen Drumherum. Unter Schmerzen versucht er einen Neuanfang. Nur seine Ex-Freundin Tine hätte er gerne wieder mit dabei. Aber Ben weiß, um sie zurückzuerobern, muss er sich diesmal etwas ganz Besonderes ausdenken. Plötzlich zeigt sich das Schicksal von seiner freundlichen Seite und gibt ihm eine Chance. Wenn es ihn nur nicht ausgerechnet in seinen alten Heimatort schicken würde, zurück nach Quadrath-Ichendorf …
Eine Geschichte vom brennenden Wunsch allen Schwierigkeiten zum Trotz „sein Ding“ zu machen und über die paradoxe Erkenntnis, dass Träume anscheinend gerade dann wahr werden, wenn man sich von ihnen verabschiedet.
Ausschnitt aus dem Roman Zu Gast im eigenen Leben
Eigentlich gibt es im Moment für Ben nur zwei lebbare Varianten: Tine muss raus aus seinem Kopf oder wieder rein in sein Leben. Lange konnte und wollte er sich nicht entscheiden, war gelähmt durch dieses gedankliche Patt. Von allein wird sie nicht verschwinden aus meinem Herzen, denkt er, ich muss ein bisschen nachhelfen. Er wünscht sich insgeheim, Tine könnte hören, was ihn in solchen Momenten umtreibt. Wenn sie ihn doch leiden sehen, seinen Schmerz fühlen könnte! Aber wie soll er sich ihr mitteilen, wohin soll er einen Brief oder eine CD schicken? Er weiß nicht einmal, in welches Land sie verschwunden ist, nachdem sie ihn letztes Jahr verlassen, ihr Studium (der Rechtswissenschaften) abgebrochen und unter ihr bisheriges Leben einen Schlussstrich gezogen hat. Eine Art Flaschenpost könnte er entsenden. Sie würde schon bei ihr ankommen, dessen ist sich Ben sicher, er glaubt an solche Sachen. Was, wenn er eine Videobotschaft ins ewige Meer der Daten schmeißen würde? Tine wird sich bestimmt nicht dauerhaft mitten im Urwald aufhalten, abgeschnitten von jeglicher Zivilisation. Ben kramt seine Kamera aus dem Schrank. Das letzte Mal, als er sie benutzt hat, war beim Videodreh der SERVOKINGS, wo sie auf der Deutzer Kirmes ein bisschen Jahrmarktatmosphäre einfangen wollten – bunte, sich drehende Lichter im herbstlichen Nebel. Ach nein, stimmt nicht. Da war noch die kleine Reise mit Tine im Sommer darauf, ein Wochenendausflug ins Elsass. Sie, die Haare hochgesteckt, als rasende Reporterin im Schatten alter Bäume einer Allee vor einem Holzkreuz am Straßenrand, daran gelehnt ein frischer Kranz Blumen. Tine mit ernster Stimme: „… und hier, an dieser Stelle, ereignete sich letzten Dienstag der tragische Unfall. Also, liebe Zuschauer, Finger weg vom Alkohol.“ Während die Kamera auf ihr Gesicht zoomt, muss Tine lachen, winkt mit beiden Armen durchs Bild und schreit aufgeregt: „Das ist makaber, lösch das, hörst du? Lösch das bitte sofort.“
Was Ben natürlich nicht getan hat. All das kommt ihm gerade in den Sinn, während er die Kamera auf ein Stativ schraubt. Nach einem prüfenden Blick in die spiegelnde Fensterscheibe räuspert er sich und blickt in die Kamera:
„Tine, die Erste: Liebe Tine, wo immer du jetzt bist. Ich hoffe, es geht dir gut. Ich vermisse dich ganz … sehr, ähhhh, ich … Komm zu mir zurück, … bitte. Ich liebe dich …“ Ach du Scheiße, ist das kitschig, denkt er, also noch mal neu.
„Tine, die Zweite: Hallo Tine, ich habe nachgedacht. Also, dich von mir zu trennen, das war vollkommen in Ordnung, ich meine, jeder kann ja machen, was er will, und du wolltest eben … äh, also ich finde das gut, na, gut nicht, halt verständlich, aber überleg’s dir doch noch mal, ich meine, sieh’s doch mal so …“
Stopp, aus, so wird das nie was. Vielleicht sollte er zwischendurch mal einen Schluck Bier trinken …
„Tine, die Zehnte: Echt Tine, mir reicht’s, ich finde es unverschämt, sich einfach so zu verpissen. So langsam mache ich mir wirklich Sorgen. Ich denke jeden Tag an dich, und mich macht das echt … wütend, Mann ich bin echt sauer auf dich, einfach so abzuhauen, Scheiße, warum? … War das nichts, was wir hatten? Was soll die Scheiße, wie egoistisch das ist, Wahnsinn, ich lie…, ich HASSEEEEEEE DICH …“
Nach einem halben Dutzend weiterer Versuche spult Ben das Band zurück und drückt auf Aufnahme. Die nächste halbe Stunde zeichnet die Kamera ein unverändertes Bild auf: Ben sitzt unbeweglich auf einem Stuhl, sein Gesicht in die Hände gestützt. Stille, ab und zu das Knacken der Heizungsrohre, von draußen leises Tropfen aus einer lecken Dachrinne…
Presse
„Ein Jungensbuch für Mädchen. Ehrlich und romantisch!“
Suzie Kerstgens (KLEE)
„Die Story fesselt und entwickelt dadurch, dass der Autor sie an real existierenden Plätzen
spielen lässt, eine hohe Authentizität.“
Kölner Illustrierte
„Beigang ist ein ehrlicher Roman gelungen, der dem Leser Hoffnung gibt.“
Prinz
„Beigang beschreibt in seinem neuen Roman, dass man locker lassen muss, um das zu bekommen,
was man sich wünscht. Oder das Gegenteil davon – und das ist nicht immer das Schlechteste.“
Main-Echo
„Ein Buch für so manche Lebenslage: Kleinkunst, Yoga, Butterbrote. Und ein Roman darüber, was es heißt, Musiker zu sein, mit all seinen Höhen und Tiefen. Gleichzeitig erzählt Martell Beigang auf humorvoll-nachdenkliche Weise, wie es sich anfühlt, wenn man plötzlicher erwachsener ist, als man je sein wollte.“
Wiesentbote Bayreuth
„Die 160 Seiten lassen sich problemlos in einem Rutsch durchlesen.“
Pudelmützes Bücherwelten
„Martell Beigang entwirft ein mosaikhaftes Porträt abstrusen deutschen Alltags.“
Classic Rock
„Eine Geschichte, die zeigt, dass Träume immer gerade dann wahr werden, wenn man sich
von ihnen verabschiedet.“
Rheinische Post
„Zum Schreien komisch. Wieder gibt es nackten Wahnsinn, trunken taumelnder Tumult mit Polizeieinsatz, und weil der Antiheld ja älter und weiser werden will, auch einen Workshop für das wahre Mannsein jenseits von Softie und Macho.“
Rocks
„Und es stellt sich die Frage: Ist Liebe so umsorgbar ist wie ein Haustier ?“
Westzeit
„Die Geschichte funktioniert durch die Mischung aus Humor und nachdenklichen Tönen. Ein Buch, das vor allem durch seine Authentizität besticht. In den Dialogen schimmert seine interessante Vielschichtigkeit mit. Man muss sich teilweise etwas gedulden, wird aber mit einer lebhaften und humorvollen Geschichte belohnt, die ein kurzweiliges Leseerlebnis bietet – Popliteratur der ehrlichen Art.“
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